Heute wie damals - Verkehrshistorie

30. März 2020 - Noch ein Geburtstagskind: Triebwagen 259 wird am 30. März 2020 60! Ab 1954 wurden als richtungsweisende Entwicklung in der Straßenbahntechnik 11 Vierachser in Betrieb genommen. Die Entwicklung war aber bereits so rasant weitergegangen, dass die weitere Beschaffung von Wagen dieser Bauart infrage gestellt war.

Zunächst fanden 1956 ausgiebige Probefahrten mit dem BOGESTRA-Gelenktriebwagen 250 im Mülheimer Netz statt. Danach fiel die Entscheidung, künftig nur noch sechsachsige Gelenktriebwagen der DÜWAG zu beschaffen.

Von diesem Fahrzeugtyp wurden dann von 1958 bis 1964 in drei Lieferungen insgesamt 13 Exemplare (250-255, 256-259 und 260-262) gekauft. Sie erhielten gegenüber den vierachsigen Fahrzeugen nochmals stärkere Motoren, einen verbesserten Fahrschalter mit Knüppelbetätigung ohne Schalthilfe und im Gegensatz zu den Vierachsern grundsätzlich Doppelturen zur Beschleunigung des Fahrgastwechsels. Ansonsten entsprachen die Einrichtungen weitgehend denen der Vierachser. Bei der letzten Lieferung dieser Fahrzeuge im Jahr 1964 erhielten die Wagen 260 bis 262 {geliefert als 247-249) bereits werkseitig eine elektronische Fahrschaltersteuerung der Bauart SIMATIC sowie die Einrichtungen für den schaffnerlosen Einmannbetrieb.

Der Triebwagen 259 aus der 2. Lieferserie wurde am 30. März 1960, also vor genau 60 Jahren, gemeinsam mit den Triebwagen 256 bis 258 durch die Technische Aufsichtsbehörde zum Verkehr zugelassen. Sein Einsatzgebiet bestand aus dem gesamten Mülheimer Betriebsgebiet sowie ausgewählten Strecken in Essen und Oberhausen. Ein Einsatz auf der Linie 1 nach Oberhausen-Holten war durch das Fehlen einer Wendeschleife am dortigen Bahnhof nicht möglich.

Ab 1965 wurden nach und nach auch die Sechsachser der beiden ersten Lieferungen auf den Stand der Technik der Wagen 260 bis 262 gebracht, so auch unser „Geburtstagskind“ 259. Das neue Farbdesign der Betriebe der Stadt Mülheim bekam der Wagen im Oktober 1978. Im April 1988 verwandelte sich der 259 in einen sehr „bunten Vogel“. Seither verkehrte er mit einer Vollreklame mit blauer Grundfarbe für den Freizeitpark „Phantasialand“ bei Brühl. Ein Gag am Rande: In Essen verzierte man zeitgleich den 8-achsigen Triebwagen 1859 mit der gleichen Werbung. Eine gemeinsame Aufnahme beider Wagen ist uns leider nicht bekannt.

Seit 1990 wurden die Fahrzeugserie mit Ausnahme der Triebwagen 250 und 251 in der ZWM Mannheim während einer Hauptuntersuchung mit zwei Doppel-Falttüren auf der linken Fahrzeugseite versehen. Der Umbau des Wagens erfolgte 1994, dabei erhielt er auch wieder sein gelbes Farbkleid. Durch den Umbau war ein weiterer Einsatz auf der Linie 104 zwischen Mülheim an der Ruhr, Hauptfriedhof und Essen-Rellinghausen im Essener Tunnelbetrieb mit Mittelbahnsteigen möglich.

Mit Stand 1. März 2001 befanden sich nur noch die Triebwagen 252, 255, 259 und 261 im Bestand. Eingesetzt wurden davon nur die TW 252 und 259.

Im Jahr 2002 endete der Linieneinsatz und der Wagen 259 ist als Museumswagen in seinem letzten Zustand im Linienverkehr weiterhin im Bestand und wird zur Zeit im Rahmen der Möglichkeiten einer Hauptuntersuchung unterzogen. Die Lackierung wird er behalten, um den Zustand der 1990er-Jahre zu dokumentieren. Seine technische Bedeutung erhält das Fahrzeug besonders durch die Fahrschaltersteuerung der Bauart „SIMATIC“, da die Mülheimer Fahrzeuge damals die ersten ihrer Art mit dieser Technik waren. Des Weiteren ist der 259 der einzige erhaltene Vertreter seiner Art im Meterspurbereich.

Wir wünschen dem Geburtstagskind weiterhin ein langes Leben auf den Schienen des Reviers und dabei noch viele schöne Touren z. B. wieder bis nach Bochum…

Technische Daten
Hersteller:DÜWAG, Werk Düsseldorf
Baujahr:1960
Länge:19,06 m
Drehzapfenabstand:6.00 m
Achsstand:18,0 m
Gewicht:20,1 t
Sitzplätze:44
Motoren:2 x120 kW
Fahrschalter:Bauart „SIMATIC“