Heute wie damals - Verkehrshistorie

Im Dezember 1981 erfolgte der erste Spatenstich und am 27. April 1985 konnte die Nordstrecke der Stadtbahn feierlich eröffnet werden. Bei den kostenlosen Pendelfahrten mit den M-Wagen 283 und 284 in Doppeltraktion wurde der Bevölkerung die Möglichkeit gegeben, die neue Strecke kennen zu lernen. Während dieser Fahrten lief der reguläre Betrieb der Linie 112 von Styrum nach Oberdümpten an diesem Tag noch über die Umleitungsstrecke.

Die neue Strecke ist 1,9 km lang und biegt am Verknüpfungspunkt Hauptbahnhof links in Richtung Dümpten ab, um an der Haltestelle Buchenberg kurz hinter der Einmündung Zinkhüttenstraße auf der Höhe des „Rundturms“ der Firma Siemens wieder ans Tageslicht zu kommen. Das Bauwerk ist sowohl in bergmännischer- als auch in offener Bauweise erstellt worden. Die bisherige Fahrzeit konnte durch die Tunnelstrecke bei Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 60 Km/h mehr als halbiert werden. Des Weiteren konnte man zahlreiche Stör- und Gefahrenpunkte aufheben.

Ziemlich genau 115 Millionen DM musste in die neue Strecke investiert werden und bescherte Mülheim seinerzeit zugleich die größte Rolltreppe mit einer Länge von 22 Metern. Sie führt 12 Meter tief zur neuen unterirdischen Station Aktienstraße herab. 

Der Bau der großen neuen Kreuzung Aktien-/Eppinghofer-/Mellinghofer Straße war nur durch die unterirdische Verlegung der Straßenbahntrasse möglich, so dass die beiden oberirdischen Ebenen planfrei dem Individualverkehr vorbehalten blieben. Auch die Straßenbahnlinien 104 und 114 (heute nur Linie 104) bekamen hier eine Haltestellenanlage am östlichen Ende des Brückenbauwerks auf eigenem Bahnkörper in Mittellage. 

Die Aufnahme des Betriebes auf der Nordstrecke der Stadtbahn brachte erhebliche Umstellungen ins Mülheimer Schienennetz ab dem 28. April 1985 und war als Bestandteil des langfristigen Netzumbaues anzusehen. Die Linie 112 von der Landwehr aus kommend wurde bis zur Stadtmitte verkürzt und wendete zunächst im Betriebshof, entfallen sollte die Linie 108, während die neue Linie 102 vom Uhlenhorst über Stadtmitte und Hauptbahnhof bis zur Möllhofstraße in Dümpten die bis heute wichtigste Straßenbahnlinie Mülheims wurde. Damit waren auf Mülheimer Gebiet acht Kilometer Stadtbahnstrecken mit zehn Bahnhöfen nutzbar. Gleichzeitig entfiel der Streckenabschnitt Engelbertus-/Eppinghofer Straße bis Kaiserplatz. 

Das Befahren der neuen Nordstrecke war auch Voraussetzung für den Weiterbau an der Tieferlegung und Überdeckung der unteren Eppinghofer Straße, durch die die Fußgängerzone der Innenstadt bis zum City-Center (heute Forum) erweitert werden konnte. Hier fand die Einweihung in Form eines „langen Samstages“ am 11. Oktober 1986 statt; aus der Überdeckung der Eppinghofer Straße wurde ein neuer Platz, der den Namen „Kurt-Schumacher Platz“ erhielt.