Heute wie damals - Verkehrshistorie

70 Jahre Wiedereröffnung der Raffelbergbrücke

Die Linie 18, die mittlerweile aufgrund des hohen Andrangs alle 10 Minuten fuhr, konnte nach Fertigstellung der Ruhrbrücke am Raffelberg an der 1910 eröffneten Pferderennbahn vorbei über das Solbad (eröffnet 1909) zur Duisburger Straße mit Umsteigemöglichkeit zur Duisburger Straßenbahn am 12. September 1917 verlängert werden. Auf dieser Linie gab es den ersten Gemeinschaftsbetrieb mit der Essener Strassenbahn, damals noch SEG.

Eine Weiterführung der Strecke entlang der Akazienallee und westlich des Katzenbruchs bis zum Uhlenhorstweg mit Anschluss am Caffee Uhlenhorst mit Einführung einer Ringlinie kam leider nicht zum Zuge.

Die Schleuse am Raffelberg wurde am 7. Oktober 1927 eröffnet. Während der Bauarbeiten verlegte man die Straßenbahn auf eine provisorische Holzbrücke, die allerdings nur die leichtesten Triebwagen tragen konnte. Zur gleichzeitigen Inbetriebnahme der Schleuse und der Streckenneueröffnung über die neuen Brücken wurde einer der in Auslieferung befindlichen Polsterwagen der Reihe 209 bis 218 eingesetzt.

Im Kriegsjahr 1943 wiesen die Gleisanlagen und Oberleitungen schwere Zerstörungen auf, so dass der Straßenbahnverkehr für mehrere Tage eingestellt werden musste. Die Endstelle der Linie 13 an der Duisburger Straße konnte wegen der Zerstörung der Ruhrbrücke am Raffelberg nicht mehr bedient werden. Diese Linie musste an der Wagenhalle in Styrum wenden. Da die Raffelbergstrecke nicht mehr befahren werden konnte, wurde auch nicht die Planung umgesetzt, den Mülheimer Hafen von der Hafenstraße aus über Ruhrorter Straße bis zur Akazienallee mit Meterspur-Gütergleisen anzubinden.

Der Wiederaufbau der kriegszerstörten Brücken im Zuge der Steinkampstraße über die Ruhr und über den Unterwassergraben des Kraftwerkes Raffelberg sowie der Schleuse ermöglichte die Wiederherstellung der Straßenbahnstrecke vom Betriebshof Styrum über Stadion und Solbad Raffelberg zur Duisburger Straße. Diese Verlängerung der Linie 13 konnte am Mittwoch, den 28. Juni 1950 feierlich eingeweiht werden. 

Die vier Oberhäupter der Städte Mülheim, Duisburg, Oberhausen und Essen waren anwesend und machten deutlich, dass die wieder hergestellte Ruhrüberquerung diesen Städten als wichtige Direktverbindung diene. Die Kosten für den Wiederaufbau schlugen mit 800.000 DM zu Buche. Das Sperrband auf der Raffelbergbrücke wurde von Ministerialdirigent Kaiser um 16.45 Uhr durchschnitten und sie wurden als Brücken des Friedens eingeweiht, die nie wieder zerstört werden möchten. Der geschmückte KSW-Triebwagen 94 gefolgt von Aufbautriebwagen 86 wurde als erster auf die Reise geschickt. Danach nahm ein Strom von Fußgängern, Radfahrer und Autos die Brücken in Richtung Oberhausen in Beschlag. 

Ende der 1950er Jahre begann der Umbau der Steinkampstraße zur Schnellstraße B 60. In diesem Zusammenhang verlegte man die Gleise der Straßenbahn auf einen eigens dafür aufgeschütteten Damm bis kurz vor das Styrumer Depot. 

Ein wesentlicher Einschnitt ins Mülheimer Straßenbahn-Schienennetz war am 23. Oktober 1966 die Stilllegung der Styrumer Streckenabschnitte vom Styrumer Bahnhof über Heidestraße bis nach Oberhausen zur Broermann Realschule der Linie 1 und von der an diesem Tag eröffneten Schleife Friesenstraße aus über die Raffelbergbrücke bis zur Monning/Duisburger Straße der Linie 13. 

Hauptsächlich wegen des Autobahnbaus der heutigen A 40 wurden diese Strecken zurück gezogen. Der extra für die Straßenbahn angelegte Damm neben der heutigen A 40 ist heute die Steinkampstraße längs des RWW-Geländes.

Die Buslinie 22 übernahm von Speldorf aus die stillgelegte Strecke über die Raffelbergbrücke und wird noch heute als Gemeinschaftslinie 122 mit den Oberhausener Stadtwerken betrieben.